Ich werde das alles anders machen. Hah! Denkste. Mein Plan war gut, aber wohl nicht gut genug. Jedenfalls hat alles was ich mir pre-Finnley und in der Schwangerschaft so schön zu recht gelegt hatte nicht mal im Ansatz funktioniert. Meine Mutter meint immer ich solle nicht so selbstkritisch und pefektionistisch sein – das hätte ich von meinem Vater geerbt (offensichtlich keine Eigenschaft, die sie an ihm schätzt…). Aber ich kann eben nicht aus meiner Haut. Ich wäre keine gute Unternehmerin, wenn ich nicht ständig darauf aus wäre, mich, mein Umfeld und alles was mir in die Hände kommt zu perfektionieren. Und Bumm! Dann kam klein F. Ziemlich perfekt aber mein Leben komplett auf den Kopf stellend. Selbstkritig könnte ich am Laufenden Band üben und von Perfektion sind wir inzwischen leider so weit entfernt, dass ich mich mit Mühe erinnern kann, wie das Wort geschrieben wird.
Gerade diese Woche im Auto lies ich mal wieder eine Episode, die sich am Vorabend ereignet hatte, gedanklich Revue passieren. Ihr ahnt es, kein Glanzstück meiner Mutterschaft. Angefangen hatte es damit, dass wir, also Finnley und ich, mal wieder viel zu spät nach Hause gekommen waren (früher hätte dieser Satz morgens um 6 Uhr bedeutet – heute meine ich damit, es war nach 18.30 Uhr!) und das hat dann seine ganze Abendroutine durcheinander geworfen. Das Essen war ein Kampf, als es dann endlich fertig war, gebadet musste wegen akuter Versandung auch noch werden und zum Schluss mussten wir noch unter Gebrüll zwei Spreisel aus seiner Hand „operieren“. Es war 22.00 Uhr! als das Kind endlich völlig erschöpft vom Brüllen und um sich treten in einen komaartigen Schlaf übergetreten ist. Ich schreibe hier bewusst übertreten, denn mit einschlafen hatte das leider wenig zutun.
Gebrüllt hatte ich übrigens auch – ganz gegen meine eigentliche Intention, das Kind nie anzuschreien. Gedroht hatte ich ebenfalls, als er mir zwischenzeitlich sein Auto auf den Kopf gedonnert hatte. Wollte ich eigentlich auch nie machen… So saß ich also in meinem Auto und dachte mal wieder darüber nach, warum meine ganzen guten Vorsätze wie ich mein Muttersein hatte angehen wollen nur in kleinen Teilen funktionierte. Das war doch eigentlich gar nicht so viel gewesen:
- das Kind sollte immer regelmäßig und zu festen Zeiten essen
- das Kind sollte zu regelmäßigen Zeiten ins Bett gehen
- ich würde immer ruhig und besonnen mit meinem Kind reden, damit es ein ausgeglichener Mensch werden würde
- ich würde meinem Kind nicht drohen sondern es motivieren
- klare Grenzen und Leitplanken von Anfang an würden dem Kind ansonsten Freiraum zur freien Entfaltung ermöglichen
Warum gibt es aber so viele Tage an denen diese Vorhaben so gar nicht umgesetzt werden und wir meilenweit an der eigentlichen Route, der von uns gewählten Kindererziehung, vorbeirauschen?!
Erste Antwort: ein Kind ist ziemlich unberechenbar und Planung mit Kind daher eine Variable mit vielen Unbekannten. Stresst mich das, ja enorm! Hatte ich eingangs erwähnt, dass ich eine planende Optimierin bin, könnt ihr euch also vorstellen, wie sehr der Alltag mit Kind gegen mein Naturell läuft.
Und da haben wir auch schon Anwort zwei: Kinder sind kleine Seismographen, die jede noch so kleine Gemützsregung und vor allem Stress sofort realisieren. Wie heisst es immer so schön, Kinder halten dir den Spiegel vor? Ja, das tun sie vor allem dann, wenn du dir gerade lieber eine Kapuze über den Kopf ziehen würdest… bin ich gestresst überträgt sich das also auf den Zwerg, der spiegelt mir meinen Stress zurück, was mich im Normalfall noch mehr stresst – wie nennt man das doch gleich? Hexenkessel? Spirale des Grauens?
Weiss ich das alles? JA! Bringt es mich weiter? Nein… Und was mich am wenigsten weiter bringt sind leider Erziehungbücher, Mütterblogs und Instastorys, die alle zu zeigen scheinen, wie einfach andere Mütter Kinder, Job, Alltag, Familie, Freunde und alles, was sonst noch so anfällt scheinbar mühelos stämmen. Ist die Lösung mehr Gelassenheit im allgemeinen? Sicherlich! Aber es entspricht eben so gar nicht meinem Naturell und das abzugelegen fällt mir offenslichtlich nicht so leicht, wie anderen. Ich arbeite dran und halte euch auf dem Laufenden… und bis dahin pfeife ich drauflos auf all die Vorgaben die ich oder andere mir machen – das sorgt mit Sicherheit für ein Absinken des Stresslevels!