Muttersein ist eine Umstellung, ich vermute für fast jede Frau… und lange nicht jede Frau sieht im Muttersein ihre Bestimmung und den allumfassenden Lebensinhalt. Eine der ernüchterndsten Ernkenntnisse ist aber, dass Mütter sich oft gegenseitig schlecht behandeln, anstatt sich gegenseitig zu unterstützen.
Mütterdissen Teil 1
Gestern war mal wieder so ein Tag, der mich maximal irritiert hat. Das erste Erlebnis hatte ich am Nachmittag, als ich kurz einkaufen war und zufällig eine Freundin, die mit einer Bekannten und deren kleinen Baby Kaffee trank. Ich wollte nett sein und fragte wie alt das Baby sei. Sie sagte 8 Monate. Um zu zeigen, dass ich auch Mutter bin, sagte ich, ich müsse gleich meinen kleinen Sohn von der Kita abholen. Daraufhin wurde ich gefragt, wie lange er denn schon in der Kita sei. Ich hatte die Antwort kaum gegeben, da erkärte mir die Dame auch schon, ich sei eine schlechte Mutter, weil ich mein Kind schon mit einem Jahr in die Kita gegeben hätte. Warum ich denn dann überhaupt ein Kind bekommen hätte, wenn ich mich nicht darum kümmern wolle- ich war so perplex, dass ich sprachlos war. Die Frau kannte weder mich, noch mein Kind, noch meine Lebensumstände, sondern urteilte einfach aufgrund ihrer vorgefertigte Meinung. Ob mir denn nicht klar sei, dass ich mein Kind für sein restliches Leben schädigen würde?! War das letzte, was ich mir anhörte, bevor ich das Weite gesucht habe. – und mich bis jetzt noch ärgere, dass ich ihr nicht wenigstens eine schlagfertige Antwort gegeben habe!
Ich, Rabenmutter?!
Die zweite Situation ereignete sich nur wenige Stunden später mit F auf dem Spielplatz. Vielleicht durch das Salzfass, das gerade genannte Dame über meiner Wunder namens schlechtem Gewissen ausgeleert hatte, bin ich mit dem Kleinen samt Laufmotorrad nach der Kita für 4 Stunden in den Park gegangen. Ich wollte einmal meine Schwiegermutter übertrumpfen, die mindesten zweimal wöchentlich mit ihm auf dem Spielplatz geht. Er brülllt deshalb auch gerne mal er wolle zu ihr nach der Kita. Selbst an den Tagen an denen ich den Nachmittag für ihn frei habe. Das ist auch nicht gerade Balsam für mein Mutterherz.
Ich hatte also Kinderwagen und Laufmotorrad dabei, da meine Schwiegermutter das Laufmotorradfahren nur im Garten erlaubt, wo sie eine Chance hat hinter dem kleine Flitzer herzukommen. Auf dem Weg in den Park war es zwar stressig, den Kleinen auf dem Gefährt und den großen Bugaboo Jogger unter Kontrolle zu halten, aber mit ordentlichen Joggingeinlagen neben dem kleinen Raser, hatte ich alles einigermaßen im Griff. Im Park hat er mich dann aber auf einem der kleinen Wege abgehängt und ist wie die gesenkte Sau einen kleinen Hügel hinunter gerast. Mein Herz ist kurz stehengeblieben als er auf den Metallzaun des Tiergeheges zuraste. Ich brüllte „bremsen, F! Bremsen!!“ Dazu muss man sagen, dass wir an einem relativ steilen Anstieg wohnen und er es gewöhnt ist dort hinuntern zu heizen. Ergo kann er eigenltich bremsen.
Eine Mutter hat es dann nicht darauf ankommen lassen, sondern ihn beherzt an der Schulter gepackt und zum Stehen gebracht.
Ich war erleichtert – bis plötzlich eine andere Mutter, wie eine Furie auf mich losging. Was mir einfalle mein Kind so verantwortungslos fahren zu lassen und dann auch noch ohne Helm. Was ich denn bitte für eine Mutter sei. Ich könnte froh sein, dass das Kind noch am Leben sei. Ich sei ein absolut schlechtes Vorbild sowohl für mein als auch für andere Kinder.
Mir ist leider wieder keine gute Antwort eingefallen. Im Gegenteil, ich Idiot habe gestottert: „Normalerweise fährt er nicht so schnell…“ Falsch! er fährt oft so schnell, aber eben auch sehr sicher und das Ding ist eher ein Bobbycarverschnitt als ein Laufrad. Es kann eigentlich nicht umkippen. Auf einem Bobycar würde ja auch keiner auf die Idee kommen seinem Kind einen Helm aufzusetzen! Davon abgesehen: Mein Herz hat in der Situation sowieso schon fast ausgesetzt. Ich war wie gelähmt vor Angst. Was war mit der Frau los? Wenn sie sich ärgerte, warum konnte sie nicht wenigstens ruhig und sachlich mit mir reden anstatt mich so fertig zu machen. Warum urteilen Frauen so schnell und sind oft so unsensibel und sogar gemein zueinander? Wir machen alle Fehler! Ich weiß das und fühle mich oft genug schon ohne Kommentare anderer, schlecht genug. Ich finde auch nicht immer alles gut, was andere Mütter tun oder wundere mich über bestimmte erzieherische Maßnahmen, aber wer bin ich denn andere zu verurteilen? Muttersein ist so schon eine tägliche Herausforderung! Sollten wir uns nicht viel eher gegenseitig unterstützen und uns den Rücken stärken?