… oder auch: Zur prophylaktischen Wirkung von Blazern.
Jede modeinteressierte Frau steht tagein tagaus vor der zwar lösbaren, aber durchaus kniffeligen Aufgabe, die richtigen Teile aus ihrem zumeist üppigen Kleiderschrank zu wählen, neu zu kombinieren und zu individualisieren. Das kann Qual und Lust zugleich bedeuten. Viele Faktoren und Fragen beeinflussen diesen alltäglichen Prozess: aktuelle Trends und der Wunsch, diese befolgen oder brechen zu wollen, persönliche Vorlieben, wechselhafte Launen („Mir ist heut so blümerant zumut!“) und selbstverständlich auch Überlegungen zur Zweckmäßigkeit des zu wählenden Outfits. Schließlich ist man ja darauf bedacht, situationsgerecht gekleidet zu sein.
Glücklich, wer es schafft, alle Tendenzen auf einen Nenner zu bringen. Und dabei noch die willkürlichste aller Komponenten zu berücksichtigen: das Wetter! In Zeiten des als zuverlässig gerühmten Wetterberichts scheint seine Bedeutung geschmälert. Aber obacht! Nur ein einziges Mal verschlafen genügt, um sich des Ausmaßes des wetterlichen Einflusses bewusst zu werden. Man stelle sich vor: eben noch genüsslich im Bett geräkelt, reißt der verstohlene Blick auf den stummen Wecker aus allen Träumen – schnell aufgesprungen! Die Dusche ist heut Beiwerk, der Kaffee nur to go. Ein Blick aus dem Fenster genügt („Oh, wie sommerlich blau der Himmel heut erstrahlt!“), der schnelle Griff in die luftige Garderobe legitimiert. Doch vor der Tür das böse Erwachen: eisiger Wind, noch eisigere Temperaturen und ein ebenso eisig-farbener spottender Himmel. Und die nächste Erkältung lässt sich nicht lange bitten.
Etwas ähnliches widerfuhr mir gestern. Zugegeben: Verschlafen habe ich nicht. Vielmehr war ich schlicht zu dämlich, den Mittwoch und Donnerstag auseinanderzuhalten. So freute ich mich auf unglaubliche 27°C und darauf, endlich das Amazonen-Kleid von les petites… auszuführen. Vielleicht etwas zu extravagant als everyday-wear, aber ich bin einfach ein zu großer Freund des griechisch anmutenden Tunika-Looks, um dieses Schmuckstück für die Abendstunden zu reservieren. Außerdem: Ich bin ein Kind der Großstadt, also darf ich das. Beinahe trotzig griff ich nach meinem schwarzen Blazer von Patrizia Pepe. Bei hohen Temperaturen entledige ich mich gern des Jackenzwangs; aber für die frischeren Morgenstunden sollte mir der Blazer der italienischen Designerin, so dachte ich, kurzweilig gute Dienste leisten.
Normalerweise bin ich kein fröstelnder Typ, im Gegenteil. Aber das kühle Klima vor meiner Haustür versetzte mich doch in Erstaunen. Doch ich ließ mich nicht unterkriegen: Fröhlich-optimistisch pfiff ich die 17°C Außentemperatur weg. Wird schon! Doch ich sollte irren. Nur widerwillig kratzte die Sonne an der 20er-Marke. Derweil schickte ich Stoßgebete gen Himmel, mich für den Patrizia Pepe-Blazer entschieden zu haben. Seine überlangen Ärmel und der leichte Baumwollstoff hielten mich dankbar warm. Außerdem bildete der klassisch-strenge Schnitt des Patrizia Pepe-Blazers einen reizvollen Kontrast zum antiken Look des Kleides – Daumen hoch für Stilbrüche! Am Ende des Tages hatte ich also, trotz widriger Bedingungen, nicht nur ein Rudel Komplimente empfangen, sondern auch meine Gesundheit einbehalten.
Danke, Patrizia Pepe! Danke, Blazer! Und jetzt gehe ich ein Eis essen. Bei wahrhaftigen 27°C.
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