Amy Chuas autobiographisches Werk Battle hymn of the tiger mum sorgt inzwischena auch hierzulande für dicke Schlagzeigen und Diskussionen in Talkshows. Genau wie vor einigen Monaten Thilo Sarrazin hat der Verlag es offensichtlich hervorragend geschafft das Buch zu vermarkten. Ein Aufschrei geht, wie bei Sarrazins Buch durch die Gesellschaft, Eltern, solche die es mal werden wollen, Pädagogen und eigentlich jeder der seinen Senf dazugeben will, darf sich dazu äußern und Amy Chua kurzerhand zur Rabenmutter deklarieren. Nun ist es leider so, daß die meisten das Buch selbst gar nicht gelesen haben, sondern sich auf unzureichende Informationen und Auszüge die in den Medien defamiert werden, verlassen.
Denn im Gegensatz zu Herrn Sarrazins absurden Thesen schildert Amy Chua dem Leser ihres Buches eine Familie in der die Kinder zwar Strenge, Disziplin und oft auch Drill erleben, aber sich die Mutter auch mit vollster Hingabe, Interesse und Passion ihren Kindern und deren Erziehung widmet. Natürlich kann man es verwerflich finden, Kinder 3 Stunden am Tag Geige und Klavier üben zu lassen, Ihnen das Theaterspielen und Übernachten bei Freunden zu verbieten, aber vom Grundgedanken her, liegt Frau Chua für mich nicht so falsch! Sie fordert und fördert ihre Töchter, wo sie nur kann. Sie lässt kein Mittelmaß zu, wenn sie weiß, dass die beiden mehr leisten können. Dabei fordert sie, wie oft in den Medien falsch dargestellt aber keinesfalls einfach nur stur die Leistung ein, sondern beschäftigt sich, partizipiert und unterstützt ihre Kinder bei diesem Prozess. Gerade hier kann sich unsere Gesellschaft noch einiges abschauen. Schließlich werden hierzulande Kinder immer öfter vor dem Fernseher oder Computer geparkt und mit einem horrenden Sportprogramm zugeschüttet, welches sie aber auch jederzeit selbst auswählen und verändern können, nur um beschäftigt zu sein. Kinder werden so gerade in Akademikerfamilien immer öfter wegorganisiert. Was das Kind da eigentlich macht und ob seine Fähigkeiten und Interessen auch gefördert werden, beziehungsweise es die jeweilige Freizeitbeschöftigung auch mit der nötigen Konsequenz und Leistung betreibt, bekommen viele Eltern gar nicht mit. Natürlich leben wir in einer anderen Kultur und einige Passagen in Amy Chuas Buch erscheinen uns fremd, aber vielleicht sollten wir eher versuchen die positiven Seiten daran zu sehen, anstatt die Frau sofort zu verurteilen. Zufällig stieß ich gestern Abend noch auf die Sendung von Markus Lanz, der völlig aufgebracht zu sein schien, vom Erziehungsstil, den Amy Chua in battle hymn of a tiger mum beschreibt. Bei näherem Hinsehen wurde aber auch ihm klar, dass man in diesem Buch nicht einfach einzelne Passagen für sich stehen lassen kann, sondern den kompletten Ansatz vor dem Hintergrund der chinesischen Kultur und Familientradition sehen muss. Ranga Yogeshwar, der eigentlich eine eher liberale Kindererziehung propagiert, verteidigte Amy Chua und ihr Buch immer wieder. Yogeshwarund der Pädagoge Bernhard Bueb waren augenscheinlich die einzigen, die das Buch komplett gelesen hatten und deshalb bestimmte Ansätze durchaus für gut erachteten. Die Schauspielerin Anne-Sophie briest hingegen fiel hauptsächlich durch unqualifizierte Aussagen und nervtötendes Geplapper auf. Diese Sendung hat meine Meinung noch manifestiert: man sollte das Buch erst lesen, bevor man den ersten Stein wirft!
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