Paris ist meine Stadt. Nicht nur weil ich Teile meines Studiums dort verbracht habe, meine ersten zaghaften Schritte ins Berufsleben dort gegangen bin und mein Bruder mit seiner wundervollen Familie dort lebt. Paris ist und bleibt für mich der Inbegriff von Eleganz, savoir-vivre und Schönheit – dabei aber immer mit Ecken und Kanten, interessant und lebhaft, unnahbar und hart, schnelllebig aber dennoch genußvoll. Jeder kann sein Paris finden, sucht er nur an den richtigen Stellen. Denn Paris hält für fast jeden Besucher eine Besonderheit bereit. Einziges Manko, wer kein Französisch spricht, stößt auf den harten Kern der Pariser und schnell an die Grenzen der eigenen Geduld.
Mein liebstes Viertel ist das Marais mit seinen engen Gassen, den vielen Cafés, Restaurants, Läden, jüdischen Bäckereien und schwulen Nachtclubs – ein solches Wirwar an Gegensätzlichkeiten, dass irgendwie doch wieder alles zusammen passt. Da ist mein zweitliebstes Viertel, das 6. Arrondissement mit seinen Universitäten, breiten Boulevards, herrschaftlichen Häusern und eleganten Cafés ganz anders. Hier findet der Besucher das Paris aus den Büchern und Filmen, hier ist Paris so, wie man es sich vorstellt. Beide Viertel haben ihren Reiz und ich versuche bei jedem noch so kurzen Besuch beiden Pariser Arrondissements einen Besuch abzustatten.
Mit dem TGV ist Paris plötzlich in eine solcher Nähe gerückt, dass ich manchmal für einen 1-2 tägigen Kurztripp den Zug besteige. Die Wanderlust kann schnell befriedigt werden, mit einem kleinen Abstecher in die französische Metropole! Der TGV ist nicht nur schneller als der ICE, sondern die Fahrt mit dem franzöwischen Schnellzug für seine Fahrgäste auch um Welten angenehmer. So wundert es nicht, dass ich mir Paris als Ziel für meinen ersten Kurztripp ohne Kind ausgesucht habe. Als ich im Gare de l’est den TGV verlasse, fühle ich mich trotz Regen und Schmuddelwetter sofort beschwingt.
In den Katakomben der Metro steigt mir der für die Pariser Metro so typische Geruch, eine Mischung aus gebrannten Mandeln (warum auch immer), Tabak und Urin in die Nase und ich werde ganz nostalgisch. Spätestens als ich die ersten verzweifelten Amerikaner mit riesigen Rollkoffern sichte, die sich hoffnungslos in den Schwingtüren der Metroeinlässe verkeilt haben, fühle ich mich wieder ganz zu Hause. Ein Lächeln auf dem Lippen stürme ich mit den einheimischen Horden von stur geradeaus schauenden Metrofahrern im Stakkatolaufschritt durch die Gänge. Wer zu langsam ist wird hier unweigerlich in den falschen Gang gespühlt.
Wenige Stationen später bin ich im Herzen meines Lieblingsviertels le Marais angekommen.
Und wenn schon hier am Boulevard Beaumarchais darf ein kurzer Abstecher zum Conceptstore Merci auf keinen Fall fehlen. Danach stille ich den ersten morgendlichen Hunger mit einem leckeren Pain au Chocolat. Der Tag vergeht, wie im Flug. Zu Fuss und mit der Metro klappere ich meine liebsten Plätze, Shops, Museen und Cafés ab. Viel Zeit bleibt mir nicht, schliesslich ist es nur ein Kurztripp.
Aber L’eclaireur, Archive 18-20, Lobato, Spree und co. sind immer einen Besuch wert. Selbst wenn man nichts kauft, macht es Spass in diesen Fashiontempeln zu stöbern und die neuesten Trends zu erkunden. Abschalten kann ich dann nach einem langen Spaziergang an der Seine im Museum jeu de paume oder Musée d’Orsay bei einem Bummel durch die Impressionisten.
Bei schönem Wetter laufe ich die Rue Sainte Honoré hinunter und beobachte die japanischen Touristen bei Colette und die riesigen Schlangen von Touristen, die im Louvre einen Blick auf die Mona Lisa werfen wollen. Nach einem kurzen Abstecher ins Palais Royal werfe ich einen Blick auf die rot besohlten Kunstwerke im Schaufenster von Christian Louboutin. Wundervolle Schuhe, aber mit Kind momentan keine praktikable Fußbekleidung. Mein Konto bleibt verschont und ich laufe weiter über die Rue Étienne Marcel bis zu den kleinen Fresstempeln der Rue Montorgueil. Diese verkehrsberuhigte Straße ist das absolute Mekka für Genießer, nicht nur tummeln sich Restaurants und Cafes jeder Kultur und Küche, auch die kleinen Lebensmittelläden und Traiteure lassen dem Besuchern schon beim Schaufenstershopping das Wasser im Munde zusammenlaufen. Zurück im Marais trinke ich noch einen schnellen Kaffee in Rose Backery.
Am Abend geht es ins Le Gallopin an der Börse. Das Rinderfilet in Perigordsauce und dann Tarte Tatin zum Desert dürfen bei keinem Parisbesuch fehlen! Nach dem Essen ist es, wie so oft in Paris, schwierig ein Taxi zu bekommen, also besteigen wir den Bus und fahren zurück ins Marais, um in einem der vielen Cafés der Rue de Bretagne noch einen Absacker zu nehmen.
Tag zwei ist wettermäßig etwas schöner als Tag 1 und ich begleite meine kleine Nichte zur Eisbahn auf, ja auf! dem Eifelturm.
Nach dem Trubel am Eifeturm genieße ich die Ruhe im Jardin du Luxembourg und lasse mich durch die Straßen den 6. Arrondissement treiben. Kurz vor der Rückfahrt gibt es noch eine leckere Galette (salzige Crepe) in Breizh Café mit Blick auf das Musée Picasso. Im angeschlossenen Laden kaufe ich 1 Kilogramm Mehl, um die leckeren Crepe auch zu Hause für die Familie backen zu können. Dann geht es mit der Metro und dem TGV zurück nach Hause. Keine 5 Stunden später schließe ich die Wohnungstüre auf und schließe meinen Sohn in die Arme, nicht ohne etwas Wehmut im Herzen. Mit Kinderwagen ist die Metro nicht leicht zu bezwingen, aber nichts desto trotz, Paris ich komme wieder! Sehr bald!
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